Aktualisiert: 24.09.2014
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Energiewende hat Probleme
– nicht zu knapp
Artikel von Friedrich Schröder

Dem Volk wird weisgemacht, die Energiewende hänge von drei großen Nord-Süd-Stromtrassen ab. SuedLink sei eine davon. SuedLink wird begründet, der Nordwindstrom werde in Bayern und Baden-Württemberg dringend benötigt. Es wird so getan, als werde durch die Leitung kontinuierlich Strom geschickt. Das ist nicht richtig. Der Windstrom wird so, wie er erzeugt wird, auf die Reise geschickt.

Die Windstromnennleistung in Deutschland beträgt knapp 35.000 Megawatt. Folgt man der Lastganglinie, also der zeitabhängigen Einspeiseleistung, so betrug die Windstromerzeugung 2013 nur etwa 16 Prozent der installierten Nennleistung. Die Charakteristik der Lastganglinie ist geprägt von hohen Spitzen und tiefen Tälern.

Was bedeutet das? Es ist geplant, dass SuedLink Windstrom von Schleswig-Holstein nach Süden transportieren soll. Heute sind in Schleswig-Holstein Windenergieanlagen mit knapp 4.000 Megawatt Nennleistung installiert. Dem Vernehmen nach will Schleswig-Holstein bereits 2014 seinen Bruttostromverbrauch mit Wind, Sonne und Biogas decken. Es wird die Frage nicht beantwortet, wie die Erzeugungslücken von Sonne und Wind gefüllt werden sollen, wenn nicht mit konventionellem Strom.

Darüber hinaus würden sich Bayern und Baden-Württemberg einen Bärendienst leisten, wenn sie sich auf lückenhafte Stromlieferungen aus dem Norden einlassen würden. Wie man es dreht und wendet, die Energiewende öffnet mit verkannt großer Geschwindigkeit Stromversorgungsfallen, die die Energiewendepopulisten einfach unter den Tisch fallen lassen. Und Blackouts werden unterdessen immer wahrscheinlicher.

Darüber hinaus wird das Thema der Speicherung von „grünem“ Strom flach gehalten. Dabei wäre die Auseinandersetzung darüber dringlicher als der Bau vom SuedLink. Und hier ist nicht einmal ansatzweise eine Lösung in Sicht, mit der auch Umweltschützer leben könnten. Das populistisch hochgejubelte „Power to Gas“ wird sich in Luft auflösen. Der Herstellungsprozess von Wasserstoff mittels Elektrolyse und Umwandlung in Methan für den Einsatz in Gaskraftwerken ist mit großen Wirkungsgradverlusten viel zu aufwändig, also „energievernichtend“. Und Batterien, die Strom in nennenswertem Umfang speichern könnten, sind auch nicht in Sicht.

Was bleibt, sind Pumpspeicherkraftwerke. Die sind zwar teuer, aber speichern zuverlässig über Jahrzehnte, wie Erfahrungen zeigen. Für solche Kraftwerke gibt es in Deutschland ausreichend Potenziale. In Harz, Weserbergland, Sauerland, Pfälzerwald, Schwarzwald, Bayerischer Wald, in der Schwäbischen und Fränkischen Alp gibt es ganz sicher geeignete Orte für Speicherseen. Dass da gefährliche Fallen in Gestalt von Umwelt- und Naturschützern lauern, ist nicht von der Hand zu weisen. Sich mit dieser Lobby anzulegen, wäre politischer Selbstmord. Also sucht man nach verlassenen Tälern in Norwegen oder der Schweiz, um dort den bei uns übererzeugten „grünen“ Strom für Erzeugungslücken bei Sonne und Wind zu bunkern. „Heiliger St. Forian ….“

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist es völlig sinnlos Solar- und Windenergieanlagen weiterhin zu puschen. Weder Sonne noch Wind werden in Zukunft einen nennenswerten und lückenlosen Beitrag zur Stromversorgung leisten können. Die in Rede stehenden Stromtrassen, also die „Notausgänge“ dieser verfehlten Energiewendepolitik, werden, so sie kommen, frühestens 2022 fertig sein. SuedLink wird dann allenfalls für den Abtransport von lokalen Wind-Stromspitzen nützlich sein. Also ist diese Verbindung, die Niedersachsen und Hessen bis nach Bayern schneidet, überflüssig. SuedLink darf nicht gebaut werden.

Schließlich: Eine Politik, die sich für den ungebremsten Ausbau von Solar- und Windstrom einsetzt, handelt gegen Mensch und Natur. Das ist unverantwortlich.

Es ist schlicht weg falsch zu behaupten, durch den zusätzlichen Ausbau von Sonne und Wind würden konventionelle Kraftwerke überflüssig. Das Gegenteil ist der Fall, solange keine großtechnischen Speicher zur Verfügung stehen. Tatsache ist, wir brauchen bald neue Kohlekraftwerke, so verlautete es aus dem Haus der Bundesnetzagentur.

Da sich dafür aber kaum private Investoren finden, müssen dringend notwendige Kraftwerke aus anderen Töpfen bezahlt werden. Nach der EEG-Umlage ist auch eine „Sichere-Stromversorgungs- Steuer (SiSS)“ denkbar. Es sei denn, die Stromhändler, die Produzenten und Erbauer von Solar- und Windenergieanlagen sowie die Betreiber dieser Anlagen werden zur Kasse gebeten. Denn bislang kassieren die nur, bezahlen aber nichts für die stromwirtschaftliche Infrastruktur.

Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durchs Gedränge zu tragen,
ohne jemandem den Bart zu sengen.

Georg Christoph Lichtenberg